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2010 | 2011 | 2012

GIPSMODELL und FOTOGRAFIE im Dienste der Kunstgeschichte 1850-1900
Mit Textbeiträgen von Andrea Domanig, Rainald Franz, Mila Moschik und Michael Zappe
112 Seiten, ISBN-Nr. 978-3-200-02081-8

Unsere vierte Publikation befasst sich mit dem Thema der Kunstreproduktion und Kunstdokumentation.

Im 19. Jahrhundert haben wir zwei wichtige Herangehensweisen an diese Materie, das Gipsmodell und die Fotografie: Drei- und Zweidimensionalität, beides mit unterschiedlichen Vor- und Nachteilen.

Ein Gipsmodell und noch mehr der direkte Gipsabguss ermöglicht ein räumliches Erfassen der Skulptur oder des Objekts. Der Betrachter kann es von allen Seiten betrachten, es mit Händen und Sinnen begreifen.
Ein Problem der Wiedergabe von Kunstwerken war die Oberfläche. Materialfarbe oder Bemalung zu imitieren war bei Gips schwierig, Alexander Schroth entwickelte hierfür eigene Farben und nannte sie "imitiert" - so behandelte Gipsmodelle waren teurer als nicht bemalte. Ein weiterer Nachteil gegenüber den Fotografien waren die Ausmaße, das Gewicht und die Zerbrechlichkeit. Eine Sammlung füllte Räume und war sehr teuer in der Anschaffung. Die Glyptotheken waren also örtlich gebunden. Das steht im krassen Gegensatz zu den Fotografien, die leicht zu transportieren, zu lagern und zu betrachten waren.
Beide Mittel - Gipsmodell und Fotografie - ergänzten sich allerdings wunderbar. Die Fotografie ersetzte die eintönige Oberfläche des Gipses, der wiederum das fehlende Objektgefühl der Fotografie ausglich.

Aus kunsthistorischer Sicht sind sowohl Modelle als auch Fotografien als wichtig anzusehen. Sie dokumentieren den damaligen Zustand des Objektes, und helfen Veränderungen, sei es durch Restaurierung, sei es durch Beschädigungen, festzustellen.
Bei archäologischen Funden wurden oft noch einige Jahre nach Erstauffindung weitere Teile derselben Skulptur ausgegraben. Die Fotografie dokumentiert hier den umgekehrten Fall: eine Vereinigung der einst zusammengehörenden Fragmente. Fotografien konnten somit auch genauer datiert werden, wie bei der Nike des Paionios, von der bei späteren Ausgrabungen nach 1876 noch ein Kopfteil und Teile der Gliedmaße gefunden wurde.

Die Gipswerkstätten des Museums für Kunst und Industrie unter der Leitung von Alexander und danach Moriz Schroth zeugen von der Wichtigkeit, die Historiker diesen Modellen entgegengebracht haben. Beide Bildhauer formten nicht nur ab, sondern entwarfen auch eigene Modelle, die stellvertretend für einen Stil oder für einen Künstler standen.
Einen besonderen Stellenwert in diesem Buch nehmen die Rekonstruktionsversuche der beiden Parthenongiebel Karl Schwerzeks ein. Die kompletten Gruppen an Gipsskulpturen sind nach derzeitigem Wissensstand einzig allein im Neuen Akropolismuseum in Athen erhalten und werden dort der Weltöffentlichkeit präsentiert.
Karl Schwerzek, der etliche Jahre seiner Schaffenszeit dieser Aufgabe widmete, erntete von Seiten seiner Kollegenschaft nicht das verdiente Lob, das ihm heute an prominentester Stelle - nämlich vor Ort in Athen - zuerkannt wird.

Große Förderer Schwerzeks waren das Kaiserpaar Elisabeth und Franz Joseph I., beide übrigens Cousins von König Otto I. von Griechenland. Schwerzek schreibt in seiner Publikation (1904) zur Entstehung der Rekonstruktion des Ostgiebels:
"Die im Jahre 1895 in der Jahresausstellung der Wiener Künst-lergenossenschaft ausgestellt gewesene Rekonstruktion des westlichen Parthenongiebels hat die Aufmerksamkeit Ihrer Majestät der Kaiserin in besonderer Weise erregt; und nachdem die Arbeit seitens der Fachgelehrten in anerkennender Weise besprochen und zur Aufnahme in die Kunstgeschichte für geeignet befunden worden war, brachte mir 1897 der Sekretär Ihrer Majestät der Kaiserin Elisabeth die mir höchst freudig überraschende Nachricht, Allerhöchstdieselbe wäre geneigt, mir eine Subvention in angemessener Höhe zukommen zu lassen, wenn ich in der Lage wäre, eine andere derartige Aufgabe zur künstlerischen Lösung vorzuschlagen und die Ausführung derselben zu übernehmen."

Die vorgestellten Fotografen waren einige der wichtigsten in Österreich schaffenden, wie Carl Lemann oder Andreas Groll, sowie ausgewählte, im mediterranen Raum wirkende, wie der Amerikaner William James Stillman.

Die Gipsmodelle und die Fotografien jener Zeit üben auf mich, mit ihrer Ästhetik und dem dahinter stehenden Handwerk des Bildhauers und Fotografen, gerade im heutigen Copy & Paste-Zeitalter eine besondere Faszination aus.

Ich freue mich eine unvergleichliche und, wenn mit "No." gekennzeichnet, auch verkäufliche Kollektion anbieten zu können, deren Zusammenstellung allen Beteiligten viel Zeit, Mühe und Forschungsarbeit gekostet hat.

Wissenschaftliches Kabinett Simon Weber-Unger
Spiegelgasse 23, A-1010 WIEN
www.wisskab.com / Tel. 0043 (0)1 512 41 260 / office@wisskab.com

Teilnahme:
HIGHLIGHTS - Internationale Kunstmesse München 2011
21. 10. 2011 - 30. 10. 2011
Haus der Kunst, München
- Stand-Nr. 30
ART & ANTIQUE Hofburg Vienna
05. 11. 2011 - 13. 11. 2011
-Stand-Nr. 22

Die Reproduktion der Reproduktionen bei EDITION PHOTO

Das Wissenschaftliche Kabinett Simon Weber-Unger zeigt Fotografien von Gipsmodellen aus der Werkstatt des k.k. Museums für Kunst und Industrie in Wien.

Anlässlich des Erscheinens der Buches
"Gipsmodell und Fotografie im Dienste der Kunstgeschichte 1850-1900" (ISBN-Nr. 978-3-200-02081-8)
zeigt EDITION FOTO in Kooperation mit dem Wissenschaftlichen Kabinett Simon Weber-Unger Reproduktion von Reproduktionen.

Gipsmodelle aus den Gipswerkstätten des k. k. Österr. Museum für Kunst und Industrie, dem heutigen MAK, zu didaktischen Zwecken im 19. Jh. werden fotografiert und bekommen durch ihre damals beispielgebende Form, den starken Kontrast und die vergrößerte Präsentation eine exponierte, neue Stellung, herausgelöst aus der bisherigen Vorstellung eines überquellenden Lehrmittelkabinetts.

Sieben hellenistische Skulpturen aus Gips schuf der Wiener Künstler Karl Schwerzek (1848-1918) als Teil der Rekonstruktion des Ostgiebels des Parthenon Tempels auf der Akropolis.

EDITION PHOTO zeigt Fotografien dieser sieben Skulpturen und eine auf sieben plus eins Stück limitierte Neuauflage in Gips.

EDITION PHOTO
Gonzagagasse 20, 1010 Wien
Tel +43 1 276 9944
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geöffnet Di - Fr 11 - 18 Uhr, Sa 10 - 15 Uhr

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